Dienstag, 8. Februar 2011

Ovarische Verweigerungshaltung

Es ist der achte Zyklustag. Fünf Tage lang spritze ich bereits morgens, mittags und abends Hormone. Seit gestern muss ich zwischen 17 und 18 Uhr auch noch die eisprungverhindernde Spritze Orgaludingsbums setzen. Für dieses Spritzenpensum sieht mein Bauch, bis auf zwei blaue Flecken, eigentlich noch ganz gut aus.

Heute habe ich vor der Arbeit einen Termin bei meinem Kinderwunsch-Doktor zum zweiten Ultraschall. Zu diesem Termin wird getestet, ob die Hormone gut anschlagen und ob sie richtig dosiert sind. Ich habe meine Schwester gebeten, zur Untersuchung mitzukommen. Ich hatte spontan beschlossen, dass es einfacher sei, sich vorzustellen wie eine Kinderwunschbehandlung aussieht, wenn man mal bei einem Arztbesuch dabei war. Wir sitzen erst ein paar Minuten zusammen im Wartezimmer, da werde ich auch schon aufgerufen. Ich gehe schon aus Gewohnheit an der Arzthelferin vorbei in das Umkleidezimmer und mache mich bereit. Mein Schwesterchen nimmt auf dem Besucherstuhl neben der Tür platz.

Zwei Minuten später befinde ich mich in der Ultraschall-Untersuchung. Nachdem ich so viel Geld für Hormone ausgegeben habe wie noch nie, erwarte ich auf dem Bildschirm eine regelrechte Armada an heranwachsenden Follikel zu sehen. Meine Erwartungen an meinen linken Eierstock werden voll und ganz erfüllt. Es tummeln sich dort acht bis zehn schwarze Murmeln in einer beachtlichen Größe. Nun bahnt sich der Ultraschallstab seinen Weg an meiner vorbildlich aufgebauten Gebärmutterschleimhaut vorbei zu meinem rechten Eierstock. Vier Augenpaare kleben gespannt auf den Bildern des Ultraschallgeräts auf der Suche nach der Follikel-Großproduktion meines rechten Ovars.

Gähnende Leere macht sich breit; von Folliken keine Spur. Erst nach mehrfachen Anläufen des Ultraschallstab-Jongleurs, lassen sich zwei Mini-Follikel dazu herab ihr schwarzes Gesicht in die Kamera zu halten. Das gibt es doch nicht! Mein rechter Eierstock hat keinen Bock! "War das in den früheren Behandlungen auch schon so?", fragte der Doktor mich. Ich verneinte. Bisher war die Ausbeute immer gleichverteilt. Aber warum werde ich das eigentlich gefragt? Steht denn in meiner Patienten-Akte nichts darüber? Na ja, es ist wohl wie überall im Leben, man muss immer ein wenig mitdenken.

Bevor mein Doc mich zur Blutabnahme entlässt, stellt er fest, was wir alle mit eigenen Augen bereits gesehen haben. "Es ist alles in Ordnung. Es ist ein guter Versuch. Vielleicht wachsen die zwei Follikel auf der rechten Seite jetzt ja noch. Nehmen Sie die Hormone unverändert weiter. Es nützt übrigens nichts wenn Sie sich rechts in den Bauch spritzen." Ich frage mich, ob das ein Witz sein sollte. "Bin ich wirklich schon gefragt worden." fügt er hinzu und lacht wie jemand, der sich erklären will. "So, jetzt muss ich weiter. Bis Donnerstag, Frau Fruchtig." Und Tschüss.

Um drei Kanülen Blut erleichtert, verlasse ich die Klinik. Meine Schwester versucht mich aufzuheitern. Meine Enttäuschung über die Verweigerungshaltung meines rechten Ovars, sieht sie meinem Gesicht natürlich an. Es sagt: "Es ist der letzte Versuch. Warum muss ich diesesmal so wenig Follikel produzieren wie noch nie? Ich hatte gehofft, die letzte Hormonbehandlung würde eher mehr Versuche ermöglichen als zuvor." Dann sagt meine Schwester den Satz, der mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. "Du bist keine Maschine, meine Süße, und das ist auch gut so." Sie hat recht. Und vielleicht tut sich ja wirklich bis zum nächsten Ultraschalltermin am Donnerstag rechts noch etwas. Der Alltag ruft. Spätestens um 10 Uhr muss ich im Büro sein.

Fortsetzung

1 Kommentar:

  1. Hey Süße,

    das ist wirklich gemein!!! Ich kann mir vorstellen, wie enttäuscht du warst und vielleicht auch sauer auf deinen eigenen Körper - so geht es mir immer, wenn der nicht macht was er soll, obwohl doch ohnehin schon alles so schwierig ist!
    Ich bin mir ganz sicher, dass bei den vielen Eichen auf der linken Seite das richtige dabei ist! Du brauchst ja nicht unbedingt 10 Stück - sondern nur eins oder zwei, die sich so richtig festbeißen!
    Viel Glück weiterhin - ich drück dir die Daumen und warte gespannt auf die Fortsetzung :)

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