Zyklustag fünfzehn beginnt mit einem ganz normalen Arbeitstag. Ich schleppe mich im Schongang zur Arbeit, denn mein Unterbauch tut noch ziemlich weh. Wie mein Doktor gestern vorhergesagt hatte, wurden die Schmerzen am Nachmittag schlimmer und von 15 Uhr bis 17 Uhr war das Ziehen nur im Liegen erträglich. Dass meine Eizellen nun im Reagenzglas in der Kinderwunschklinik liegen, deprimiert mich zusätzlich. Ein Vogel, dem man die Eier aus dem Nest geklaut hat, muss sich genauso fühlten wie ich.
Gegen Mittag klingelt mein Mobiltelefon. Anrufer Unbekannt. "Das kann nur die Kinderwunschklinik mit den Ergebnissen sein." schießt es mir in den Kopf. Ich greife mir das Mobiltelefon und stürze aus dem Büro. "Ja, hallo. Hier Franka Fruchtig."
"Hallo Frau Fruchtig, hier ist die Kinderwunschklinik. Wir haben die Ergebnisse aus dem Labor."
"Ja, wunderbar!" entgegne ich Ihr freundlich. Dreizehn Eizellen sind mir entnommen worden, sicher haben sich acht bis zehn befruchten lassen. Zwei würde ich morgen beim Transfer "zurück" bekommen; dann haben sie bestimmt sechs bis acht Embryos für spätere "Kryos"* eingefroren. Man hatte mir gestern im Aufwachraum noch mitgeteilt, dass das Sperma meines Mannes eine ausreichend gute Qualität hatte.
"Wir konnten vier Eizellen befruchten. Zwei davon haben wir eingefroren."
"Was?" höre ich mich nur sagen und merke, wie mir das Blut in den Kopf schießt. Irgendwas sagt die Assistentin am Telefon noch, aber ich höre es nicht. Meine eigenen Gedanken sind zu laut. Warum nur so wenige? Das heißt, dass dieser, von der Krankenkasse bezahlte Versuch, uns nur zwei Chancen gibt. In den Kinderwunsch-Foren im Internet, hatte ich ganz andere Ergebnisse gelesen. Wie kann es denn zu diesem schlechten Ergebnis kommen? Haben die in der Kinderwunschklinik denn auch alles richtig gemacht? Ich bin enttäuscht, fühle mich machtlos und mein Ohr akzeptiert nicht was es gerade gehört hat.
Ich komme langsam wieder zu mir und höre die Dame sagen, dass sechs Eizellen den richtigen Reifegrad hatten und dass vier davon befruchtet werden konnten. Das sei ein sehr guter Schnitt. Ich kann nicht sagen, wie das Gespräch endete. Ich erinnere mich nur an den drückenden Knoten in meinem Magen, an die Schmerzen in meinem Herz und an den inneren Kampf meine Zuversicht wiederzufinden.
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