Freitag, 22. Oktober 2010

Zeichen oder Einbildung?

Am Zyklustag zweiundzwanzig fällt mir zum ersten mal bewusst auf, dass meine Brüste spannen. Das ist unüberfühlbar! Auch sonst könnte ich platzen; nicht nur an den Brüsten sondern auch am Bauch. Kommt das von den Medikamenten? Mir ist klar, dass die Hormone mir vorspielen, ich sei bereits schwanger. Aber würden davon auch die Brüste spannen? Die Kinderwunsch- und Schwangerschaftsforen sind mittlerweile zu meinem täglichen Begleiter geworden und so stöbere ich nach Beiträgen zu 'Brust', 'Spannen' und 'Frühschwangerschaft'. Meine Suche endet mit folgendem Ergebnis: Es gibt genug Erklärungen dafür, dass ich schwanger bin und auch genug dagegen. Der Wunsch meines Herzens nach einer positiven Antwort wird jedes mal jäh von meinem rationalen Hirn zurückgewiesen. Nur der Bluttest am neunundzwanzigsten Zyklustag kann ein eindeutiges Ergebnis liefern kann. Bis zum Bluttest sind es noch sieben Tage. Sieben Tage!

Weil ich mich irgendwie ablenken muss, besuche ich am Abend meine Schwester. Da wir beide Hunger haben, schlage ich vor, eine leckere Türkische Pizza bei dem Schnellrestaurants unseres Vertrauens zu besorgen. Kurz überlege ich, ob dies auch die richtige Nahrung für eine Schwangere ist, komme schnell zu einem positiven Ergebnis, weil mir bei dem Gedanken an die ganzen Ballaststoffe und die viele Vitamine schon das Wasser im Mund zusammenläuft. In der Imbisbude angekommen, gebe ich erst meine Bestellung ab und habe dann Zeit mich umzuschauen. Neben der Salattheke sitzt eine Mutter beim Kinderwagen und füttert ihr Kleinkind mit Dönerzutaten. "Die Kleine ist schon alles! Döner, Türkische Pizza, sogar Tsatsiki.", erklärt mir der Mann hinter der Theke, der mein Essen zubereitet. "Aha!", denke ich, "die beiden gehören zusammen." Der Mann, der vor mir zwei Hähnchendöner bestellt hat, sagt, "Meine sind ein und drei Jahre alt und sie lieben Eure Döner." Beide Männer lachen laut. Dann kommt es faust dick für mich: "Und Sie, haben Sie auch Kinder?" fragt mich der Mann hinter der Mann hinter der Theke. Nun sind alle Augen auf mich gerichtet.

Ich hasse diese Situation. Sie kommt viel zu oft vor. Was soll ich sagen? "Nein, ich habe (noch) keine Kinder." Damit bekommt man immer den misstrauischen Blick und die Leute scheinen zu denken: "Aha, egoistisches Karriereweib. Die will sich wohl selbst verwirklichen.", oder etwas simpler: "Na, Mädchen, denk dran, Deine Uhr tickt!", oder "Die hat vielleicht keinen abbekommen, irgendwas stimmt mit der nicht." Vielleicht sind aber auch Leidengenossen mit fortgeschrittenem Kinderwunsch unter den Imbisbudenbesuchern und sie denken: "Liegt es an ihr oder an ihm?"
Uahhhh!


Da sicherlich keiner die Wahrheit hören will, sage ich schließlich, "Es ist grade ein Baby unterwegs!" und füge gequält lächelnd hinzu: "Ich weiß noch nicht, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird." In diesem Moment beschließe ich nie wieder in dieses anti-infertilistische Schnellrestaurant zu gehen.

Als meine Türkischen Pizzen fertig sind und ich gerade durch die Tür ins Freie flüchten will, merke ich ein kurzes Ziehen in meinen Unterbauch. Ich vergesse alles um mich herum, denke mit mütterlicher Sorge an meinen Uterus und frage: "Ihr liebsten Kleinen, seid ihr noch da?"

(Fortsetzung: TF+8)

1 Kommentar:

  1. Man, dieser Blog ist das Witzigste das ich zu diesem Thema je gelesen habe. Super geschrieben!!! Freue mich auf jegliche Fortsetzung!

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