Mittwoch, 13. Oktober 2010

PU-1

Heute ist Zyklustag dreizehn und die Sonne scheint. Bei diesem herrlichen Herbstwetter wollen wir auf jeden Fall an die Frische Luft und einen schönen Spaziergang machen. Ein Freund von meinem Liebsten meldet sich spontan mit an und wir fahren zusammen zu einer Burg in der Umgebung. Von dort aus kann man einen schönen Rundgang machen und danach vielleicht noch über den Handwerkermarkt schlendern. Mit diesem Relaxprogramm bin ich vom morgigen Ereignis abgelenkt. Pünktlich um 8:00 Uhr werde ich in der Kinderwunschklinik zur Punktion (PU) erwartet. Dieser Eingriff geschieht unter Narkose und mein netter Doktor entfernt mir dabei meine 13 Murmeln. Uahhhhhh! Jetzt spüre ich zum ersten Mal Nervosität in mir aufsteigen.

Auf der Rückfahrt sitze ich im Auto und döse vor mich hin, als auf einmal mein Mobiltelefon klingelt. Anrufer Unbekannt.

"Ja, Hallo spreche ich mit Franka Fruchtig!" knattert eine Stimme aus der Leitung.
"Ja. Wer spricht denn dort?"
"Guten Abend, ich bin Frau Doktor Tiefschlaf, Ihre Narkoseärztin für die Punktion morgen".
"Ah, guten Abend!" versuche ich so freundlich wie möglich zu sagen, denn die Situation mit dem Freund auf der Rückbank, der nichts von unserem fortgeschrittenen Kinderwunsch weiß und jetzt alles mithört, beschleunigt meinen Adrenalinausstoß.
"Ich möchte Sie bitten heute nach 21:30 Uhr nichts mehr zu essen und zu trinken." informiert mich Frau Doktor Tiefschlaf.
"Ok." sage ich nur kurz.
"Es wäre jedoch gut, wenn Sie um 21:30 Uhr noch ein großes Glas Wasser zu sich nehmen."
Daraufhin murmele ich ein zustimmendes "Hmhm, ja." in meinen Hörer und dann kommt der Hammer:
"Was wiegen Sie denn?"
"Das weiß ich nicht so genau." Mein Gott, die Frau muss von mir denken ich bin beschränkt.
"Naja, sind Sie übergewichtig?"
Argh! Was für eine Frage? Welche Frau findet sich nicht ein bisschen zu dick. "Na, ja, also das würde ich nicht sagen."
An Ihrem leichten Seufzen glaube ich zu erkennen, dass Sie es schließlich aufgibt mit mir ein sinnvolles Gespräch zu führen. Sie fügt noch schnell hinzu: "Bitte bringen Sie das Geld für die Narkose bar mit. Bis morgen!"
Mit einem völlig unpassenden "Ja, Auf Wiederhören!", schließe auch ich das Gespräch und lege auf.

Mein Gott, ich HASSE diese Geheimhaltung! Ich bin eine so schlechte Lügnerin. Den Rest der Fahrt starre ich vor mich hin. Alle Unterhaltungen im Auto erlahmen nach diesem Anruf. Jeder scheint nachzudenken.

(Fortsetzung: Die Punktion)

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