Mittwoch, 27. Oktober 2010

Einbildung und Ausreden

Der siebenundzwanzigste Zyklustag scheint so zu beginnen, wie der sechsundzwanzigste aufgehört hat: ohne Brustspannen. Im Gegensatz zu gestern, als ich übermäßig oft auf die Toilette gerannt bin, packe ich mir heute ständig an die Brust. Ja klar, es drückt ein wenig, wenn ich mir an die Brust greife, aber ist es noch das klare Brustspannen von vorgestern?

Erschwerend kommt hinzu, dass ich im Büro sitze. Ich kann mir nicht so oft an die Brust greifen wie ich möchte. Ich zu gerne mal meine Brustwarzenfarbe kontrollieren. Ist die eigentlich noch so dunkel wie vorgestern? Als mein Kollege, der neben mir sitzt zu einem Termin verschwindet, nehme ich die günstige Gelegenheit wahr. Ich greife in meine Bluse, schiebe meine Brust hoch und kontrolliere deren Warze und Hof. Hmmm. Mein Hirn sagt mir, dass die Brustwarze eigentlich ganz normal aussieht, aber mein Herz redet mir ein, dass dort immer noch braune Flecken auf dem Brustwarzenhof sind. Waren diese dunklen Stellen die letzten 38 Jahre schon da? Ich komme zu keinem Ergebnis, ermahne mich selbst, einfach den Bluttest in zwei Tagen abzuwarten und knöpfe meine Bluse wieder zu.

Obwohl die Sache mit den Brüsten mich stutzig macht, denke ich positiv. Schließlich hat meine Periode noch nicht eingesetzt und es fühlt sich auch nicht so an, als würde sich das heute noch ändern. Ein Ziehen im Unterbauch hatte ich in den letzten Tagen nicht mehr. Ich habe aufgegeben in den Foren danach zu suchen, was das bedeuten könnte. Es kann immer alles heißen.

Am Abend treffen wir uns mit Nachbarn. Normalerweise bringen wir zu diesem netten Beisammensein einen leckeren Wein mit. Eine Stunde vor dem Treffen überlege ich mir schon, was ich heute als Ausrede für meine Alkoholabstinenz benutzen kann. "Ich muss noch fahren." ist bei Besuchen in der Nachbarschaft eher schlecht. "Ich habe heute schon genug getrunken." passt nur, wenn man am Wochenende ausgeht, würde ich aber nie bei meinen Eltern einsetzen. "Ich nehme Antibiotika und darf daher keinen Alkohol trinken." funktioniert ganz gut bei Leuten, die mich nicht so gut kennen. Freunde würden allerdings nachhaken, denn ich bin noch nie in meinem Leben so krank gewesen, dass mir ein Arzt ein Antibiotikum verschrieben hätte. Ich würde so gerne sagen:" Ich bin vielleicht schwanger. Ist das nicht aufregend? Deshalb möchte ich keinen Alkohol trinken." Ich muss allerdings damit rechnen, dass die Nachbarin in zwei Wochen nachfragt ob es geklappt hat. Darauf kann ich wirklich verzichten, sollte der Bluttest negativ ausfallen. Als wir schließlich bei den Nachbarn im gemütlichen Wohnzimmer sitzen, entscheide ich mich spontan für: "Danke, für mich heute keinen Rotwein, mein Magen kann die Säure im Moment nicht vertragen." Trotz dieser Lüge, wird es ein herzlicher und fröhlicher Abend.

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