Sonntag, 24. Juli 2011

Hormone on Tour

"Hab ich auch alles?" Ich bin noch müde aber wach genug um nervös zu sein. Vier Tage bin ich unterwegs. Dafür benötige vier Fertigspritzen Decapeptyl, 450 Einheiten GonalF, 150 Einheiten Merional, Folsäure und natürlich meine Viagra Zäpfchen! Die Fertigspritzen müssen gekühlt bleiben. Dazu habe ich sie in der letzten Minute aus dem Kühlschrank genommen, in Zeitungspapier eingewickelt und in meinem Handgepäck verstaut. Das Taxometer zeigt genau sieben Euro an, die Digitaluhr genau sieben Uhr. Diese Harmonie schwappt auf mich über und ich lehne mich zurück.

"Scheiße, hab' ich auch die Spritzen für das Merional eingepackt?" Panik. Ich wühle im dunklen Taxi in meinem schwarzen Rucksack nach den dringend benötigten Utensilien und finde nur drei mal den gleichen Kugelschreiber. Ah, jetzt fällt es mir wieder ein. Ich hatte ja die Spritzen in die Decapeptyl-Schachtel gestopft. Puh!

Heute ist Zyklustag eins, oder? Wann beginnt eigentlich genau die Regel? Gestern Abend hatte ich eine leichte Schmierblutung. Wäre ich vor dem Schlafen gehen nicht auf die Toilette gegangen, hätte ich es gar nicht gemerkt. Erst heute morgen hat sich die Periode deutlich angemeldet. Wenn heute schon Regeltag zwei wäre, müsste ich heute mit den Spritzen beginnen. Zweifel wühlen sich durch meinen Kopf. Warum hat mir das mein Frauenarzt oder meine Mama niemals genau erklärt? Ich will doch dieses mal alles richtig machen, aber der erste (oder zweite) Zyklustag riecht bereits nach Komplikationen.

Am Flughafen angekommen erwartet mich mein nächster persönliche Krimi. Bekomme ich die Hormone im Handgepäck durch die Sicherheitskontrolle? Mein Deo, die Zahnpasta und das Shampoo habe ich brav in den 1-Literbeutel gepackt. Der Beutel, mein Laptop und mein Gürtel fahren gemächlich auf dem schwarzen Förderband der Röntgenkontrolle entgegen. Dahinter schließt sich mutig mein Rucksack mit den Hormonen an. Angespannt schreite ich durch den Metalldetektor, der natürlich piepst. Das macht er immer, wegen meines BHs und dem Metallknopf an meiner Jeans. Während eine rabiate Dame routiniert meinen Körper abtastet, sehe ich wie mein Rucksack im Röntgengerät verschwindet. Ich starre auf das Gesicht des Kontrolleurs am Bildschirm. Es bleibt ungerührt. Kein Augenzwinkern, kein Stirnrunzeln, keine Lippenzucken. Zehn Sekunden später nehme ich mein Gepäck in Empfang. Wir sind durch!

Die Stewardessen im Flieger sind sehr nett aber auf die Kühlung von Medikamenten nicht vorbereitet. Einen Kühlschrank gibt es im Flugzeug nicht, teilt man mir mit einem strahlenden Lächeln mit. "Ja, und jetzt?", frage ich. "Haben Sie kein Eis?" Doch, Eis hätten sie schon, und man könne die Medikamente ja in eine Plastiktüte mit Eis geben. "Ja, genau!" gebe ich zurück, als ich den letzten Pfennig des Groschens noch fallen höre.

Während des Fluges versuche ich ein wenig zu schlafen. Jedesmal kurz bevor ich einnicke, weckt mich der Gedanke auf, dass ich bloß die Medikamente nicht im Flugzeug vergessen darf. Entspannung sieht anders aus, aber die Medikament vergesse ich auf diese Weise nicht. Kurz vor der Landung bekomme ich sie von den charmanten Damen zurück, wickle sie in das Zeitungspapier und stopfe sie wieder in meinen Rucksack. Mein Sitznachbar schenkt mir einen mitleidigen Blick. Was denkt er wohl?

Als ich aus dem Flughafengebäude gehe, trifft mich der Schlag. Kairo im Juli bedeutet Hitze. Mit dem Gedanken an meine sensible Fracht, steuere ich direkt den Taxistand an. Türkischer Honig und Pyramiden-Magneten in den Souvenierläden müssen warten bis ich zurückkomme! Ich schwinge mich in ein Taxi und gebe die Adresse meines Hotels an. Google Maps verrät mir, dass es vom Cairo Internation Airport etwa 39 Kilometer bis zu Hotel sind. Das müsste doch in 30 Minuten zu schaffen sein.

Eine halbe Stunde später bin ich nicht im Hotel sondern stehe im Stau. Es geht weder vor noch zurück. "Es ist doch Sonntag." denke ich, aber dann fällt mir ein, dass Sonntag in Ägypten ein Werktag ist. Erst nach einer Stunde stehe ich an der Rezeption meines Hotels. Wieder warte ich. Der Minibar-Kühlschrank ist schon so nah, aber die Autorisierung meiner Kreditkarte ist bereits zum dritten Mal fehlgeschlagen. Ich lege den empörtesten Gesichtsausdruck aus meinem Repertoire auf und es funktioniert. Man gibt mir ein Zimmer und bittet mich die Autorisierung am Abend nach zu holen. Zirka sieben Stunden nachdem die Hormone ihr zu Hause verlassen haben, kann ich sie endlich in den sicheren Hafenkühlschrank einschiffen. Es ist geschafft! Ich lasse mich auf mein Bett fallen und jetzt erst sehe ich den bombastischen Ausblick aus meinem Fenster auf den Nil und über Kairo.

Fortsetzung: Der fliegende Teppich!

6 Kommentare:

  1. Huhu liebe Franka,
    möchtest Du uns nicht mehr erzählen, wie es Dir geht?
    Ich hoffe, es ist positiv !

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  2. Hallo Franka, kriegen wir bald mal wieder was zu lesen? Bei so langen Wartepausen verliert man ja fast den Faden!

    Also husch husch und ran an einen neuen Text. Wir wollen doch wissen wie es ausging!

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  3. Ja, finde ich auch!! Als ich im Sommer deine Geschichte/Blog entdeckt habe, schaute ich jeden Tag nach, ob was Neues gibt!
    Deine langen Pausen deuten jetzt auch stark daraufhin, dass du schwanger bist und langsam die noetige Interesse bzw. Emotionalitaet eines Kinderwunsch-Blogs verloren hast...
    Es waere auch schon wenn du uns an deinem Erfolg teilhabenlaesst ohne so viel Zeit zu verlieren, du kennst vielleicht selber die gerauesche der biologischen Uhr.
    Alles Gute fuer Dich!

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  4. Hallo Franka, so langsam wirds hier langweilig und ich frage mich, was daran so schwer ist uns nun einfach mal zu posten, dass du schwanger bist, anders können wir uns die Pausen nicht erklären, aber zwei Monate auf den nächsten Eintrag zu warten nervt uns langsam. Ist doch nicht so schlimm schwanger zu sein, wir freuen uns doch mit dir.
    Viel Glück und nun meld dich doch abschließend nochmal- wir hängen so in der Luft

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  5. Hallo, liebe LeserInnen. Ich verstehe Euren Unmut. Es tut mir leid, dass der Bericht des Österreich-Versuchs so lange dauert. Eure Kommentare machen mich auch ein wenig traurig. Das Letzte, was ich möchte, ist Euch zu verärgern. Irgendwann schreibe ich weiter. Bitte habt Geduld und schaut einfach zu Weihnachten noch mal vorbei. Eure Franka

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  6. Liebe Franka, ich bin entsetzt, was hier manche so von sich geben. Du gibst hier sehr private und intime Einblicke in dein Leben. Es ist schön, wenn du uns daran teilhaben lässt und es hilft bestimmt vielen enorm. Wenn du das aber gerade nicht kannst, möchtest oder was auch immer, musst du dich meiner Meinung nach in keiner Weise rechtfertigen. Hier hat niemand ein Anrecht auf "Artikel" bzw. sollte seinen Unmut so äußern. Bleib weiterhin so humorvoll und positiv! Alles Liebe, Mimi

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