"Ja, natürlich." schießt es aus meinem nickenden Gesicht. Sonst schickt er mich nach Hintertupfingen und nach JDW; dieses Reise-Schmankerl, das er mir gerade anbietet, ist normalerweise Chefsache.
"Gut, vielen Dank. Am 25. Juli ist nämlich mein fünfter Hochzeitstag."
"Aha. Glückwunsch."
"Dann mache ich den Termin fest."
Beim "Ja, gern." dämmert mir bereits Schlimmes.
"Schön." sagt er im Umdrehen und geht mit zufriedenen klappernden Schuhsohlen zurück in sein Büro.
Sofort öffne ich per Doppelklick den Behandlungplan von Dr. Kaiser. "Hoffentlich, ist der Termin noch vor der Hormonbehandlung."
Viel zu langsam startet das Programm, von dem ich hoffe, dass es mir meine Befürchtungen nimmt. Endlich, sehe ich den Plan vor mir. Mit dem zweiten Zyklustag beginnt die Hormonbehandlung und das vorraussichtliche Datum ist der ...
... Mist!! Montag, der 25. Juli.
Tausend Gedanken rasen mir durch den Kopf. "Vielleicht bekomme ich meine Periode später? Nein, sie kommt immer pünktlich. Ich muss meinem Chef wieder absagen! Aber die schöne Reise nach Kairo. Er sagte nicht Würselen*, sondern Kairo!! Ich war noch nie in Ägypten. Pyramiden? Bei so einer Reise bekommt man so viele Flugmeilen, dass man davon einen Prämienflug buchen kann. Und einen Flug nach Wien brauche ich ja auch noch. He, Franka. Jetzt nimm Dich mal zusammen! Was ist wichtig für Dich? Diese blöde Reise oder ein gesundes Kind zur Welt zu bringen? Geh' zu Deinem Chef und sag die Reise ab! Aber diese Reise ist auch ein Vertrauensbeweis von meinem Chef. Auf so etwas warte ich seit Monaten. Und vielleicht ist es gar kein Problem, die Hormonbehandlung in Kairo zu beginnen?.." Mein Wille dreht sich noch einige Minuten orientierungslos im Kreis weiter.
Als kleines Ablenkungsmanöver durchforste ich meinen Kalender nach Eintragungen, die außer dieser Dienstreise eine reibungslose Kinderwunschbehandlung gefährden könnten. Eine Geburtstagsparty bei einer Freundin in Dingsda sage ich ab. Ich habe mir vorgenommen, vor und während der Hormonbehandlung keinen Alkohol zu trinken. Ein "Nein Danke!" heute ist einfacher als zwanzig "Nein Danke!" zu köstlichem Aperol-Spritz am Partyabend. Meinen Sportkurs sage ich für nach dem berechneten Transfertermin ab. Meinen Mädelsstammtisch jeden zweiten Mittwoch sage ich auch schonmal ab und die Rhein-Tour** mit Noerds Freunden sowieso.
Ich fühle mich schon besser, aber mein eigentliches Problem ist noch da. Soll ich? Soll ich nicht? Soll ich? Soll ich nicht? Arghh. Ich werde einmal drüber schlafen, mit Noerd in Ruhe sprechen und morgen früh den Fachmann, Dr. Kaiser, fragen. Froh darüber, wenigstens einen vernünftigen Entscheidungsfindungs-Plan zu haben, kann ich endlich weiterarbeiten. Mein Kinderwunsch hat meine Firma mal eben wieder 30 Minuten Leerlauf gekostet. Mahlzeit!
Fortsetzung: Die Kinderwunsch-Zwangsjacke.
*Entschuldigt bitte, liebe Würselen-Fans und Beheimateten.
** Rhein-Tour = In jede Kneipe mal 'rein', ein Bierchen trinken und schau'n was passiert.
Du hast ja längst entschieden :-), aber wieso denn nicht trotzdem fahren?!
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