Samstag, 18. Juni 2011

Das Vorgespräch

Es ist Samstagmorgen 9:50 Uhr. Nervös renne ich durch unsere Wohnung und schiebe noch schnell eine Grünpflanze in den Hintergrund des Bildes, welches mein neuer österreichischer Kinderwunschdoktor in wenigen Minuten von uns sehen wird. Er heißt Prof. Dr. Kaiser, und versprüht damit ein wenig österreichischen K&K-Glanz. Ich bin stolz auf das Heimstudio, das ich aufgebaut habe. Im Vordergrund werden wir an unserem schönen Holztisch in der Küche sitzen. Unsere Unterlagen von früheren Bluttests liegen bereits darauf, neben den Verläufen der ersten drei ICSI-Behandlungen. Die Aktivboxen habe ich geschickt hinter dem Laptop versteckt, damit die schwarzen Kabel das Bild nicht stören. Die Kamera wird nur unsere Oberkörper übertragen, so sind wir prominent im Bild. Das schafft virtuelle Nähe! In einer Probeaufnahme von 9:35 Uhr heute morgen, sehen Noerd und ich mindestens so seriös aus wie Klaus Kleber und Gundula Gause im ZDF. Eine Liste von den Dingen, die ich klären möchte, habe ich aufgeschrieben. Die wichtigsten Fragen starten mit "Was kostet" und "Wie organisiert man am Besten". Ich denke, wir sind gut vorbereitet.

Um Punkt 10 Uhr wähle ich meinen neuen Skype-Kontakt an - den der Kinderwunschklinik in Österreich. Tuuuuut. Tuuuuuut. Das Gespräch wird von der Gegenseite angenommen. Eine Sekunde später sehe ich einen hellen Besprechungsraum mit einem weißen Tisch, einer weißen Wand, der weißen Artzthelferin (das muss Frau Schilcher sein) und einem weißen Prof. Dr. Kaiser, der gerade den Raum betritt. "Ich habe die richtige Nummer gewählt." geht es mir durch den Kopf. Sogar der Ton funktioniert, denn ich höre ein klinisch sauberes: "Guten Morgen Herr und Frau Fruchtig. Wie geht es Ihnen?"

Nach einer netten Aufwärmphase, lenkt Prof. Dr. Kaiser das Gespräch zielstrebig auf die bevorstehende Behandlung. Er erklärt mir die genaue Dosis der Hormone, die er mir verschreiben möchte und warum. Ich gebe ihm zusätzliche Details zu den Verläufen der letzten Behandlungen, die er sich interessiert anhört und die er in die Planung mit einbezieht. "Er nimmt mich ernst", denke ich während des Gesprächs und freue mich. Auch sonst fühle ich mich wohl, da ich alles verstehe was Prof. Dr. Kaiser uns erzählt.

Nachdem der medizinische Teil abgeschlossen ist, besprechen wir mit Frau Schilcher die nächsten Schritte. Wir bekommen heute noch einen Kostenvoranschlag geschickt, den wir bei unserer Krankenkasse einreichen können. Wenn das finanzielle Vorgehen geklärt ist, kann die Behandlung beginnen. Schließlich fragt Frau Schilcher ob mein TPHA-Wert in der letzten Zeit bestimmt worden ist. Das bedeutet so viel wie: "Leiden Sie unter einer Syphilis-Infektion?" und muss in Österreich vor Behandlungsbeginn geklärt sein. Da ich die Frage verneine, steht wohl auch noch ein Termin bei meinem Hausarzt an. Nach circa einer Stunde beenden wir das Videotelefonat. Zurück bleibt ein guter Eindruck einer modernen Klinik, das Gefühl einer Rest-Distanz, aber auch die Klarheit über die nächsten Schritte auf dem Weg zu unserem kaiserlich-königlichen Wunschkind.

5 Kommentare:

  1. ich hab ein gutes gefühl, das es eure letzte behandlung sein wird und dafür wünsch ich euch ganz viel glück... ;-)

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  2. Welcome back und ich übe schon einmal einen Hofknicks für Euren k&k-Nachwuchs.

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  3. nach 4 vergeblichen versuchen würde ich dir raten, lass das schicksal entscheiden und tu dir das nicht mehr an!

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  4. Wir drücken Euch ganz ganz fest die Daumen!!!

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  5. Mein 1.ICSI-Versuch hat nun auch nicht geklappt. Wünsche dir ganz viel Glück für deinen letzten. Wir müssen erstmal 1,5 Jahre warten wegen meinem Job. Hach.

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