Mittwoch, 26. Januar 2011

Rauchen Sie?

Diese Frage stellte uns die Ärztin im ersten Beratungsgespräch in der Kinderwunschklinik. Ich verneinte die Frage. Zwar hatte ich früher hier und da mal eine Zigarette geraucht, aber eine eigene Packung hätte ich mir nie gekauft. Meist schnorrte ich mir eine Zigarette von irgendwem, nachdem ich bereits einen Wein oder ein Bier getrunken hatte. Mit einem leichten Schwips schmecken Zigaretten eben. Als wir begannen aktiv für unseren Kinderwunsch zu ‚üben’, war es für mich kein Problem auch diese paar Zigaretten wegzulassen.

Jetzt schaute die Ärztin meinen Partner eindringlich an. „Und rauchen Sie?“ Sein Gesichts bekam schlagartig einen Ausdruck, als hätte man ihn beim Kavaliersdelikt in flagranti erwischt. „Ja.“ antwortete er dennoch selbstbewusst. Die Ärztin reagierte darauf mit bestimmendem Ton: „Wenn Sie irgend etwas dazu beitragen möchten, dass sich Ihr Kinderwunsch erfüllt, dann hören Sie damit auf.“ „Puh, das hat gesessen“, dachte ich. Im Stillen freute ich mich, dass endlich jemand die Sache einmal so klar ausdrückt. Natürlich, ich hatte schon mal versucht das Thema anzusprechen, aber wer könnte mehr Glaubhaftigkeit und Kompetenz versprühen, als eine Ärztin der Kinderwunschklinik?

Abends zu Hause kämpfte ich mit mir, ob ich das Thema Rauchen noch mal offen ansprechen sollte. Schließlich hatte die Ärztin mir eine Vorlage dazu geliefert. Auf der anderen Seite haderte ich. Unsere Beziehung ist in einem sehr guten Zustand, weil wir uns gegenseitig keine Vorschriften machen. Das sollte auch so bleiben aber ein unerfüllter Kinderwunsch geht eben auch mich etwas an. Ich musste noch mal nachhaken solange das Thema heiß war! Also gab ich mir einen Ruck. „Willst du denn jetzt aufhören zu rauchen?“ stolperte es aus mir raus. Ein paar Sekunden später war ich fassungslos, denn seine Antwort war: „Nein“.

Stille.

„Wie bitte?“ dachte ich. „Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass ich rauche.“ fügte er nach einer kurzen Sprechpause noch hinzu. „Das ist ja wohl unglaublich!“ brodelte es in mir, aber ich sagte nichts. Was würde es helfen, wenn ich jetzt logische Argumente gegen so eine völlig unlogische Aussage bringen würde? Als ich meine innere Contenance wiedergefunden hatte, sagte ich abschließend „Wenn die Ärztin einer Kinderwunschklinik sagt, dass Rauchen einer der Hauptgründe für schlechte Spermaqualität ist, dann wird das schon stimmen.“ Innerlich dachte ich: „Ich pumpe meinen Körper bald mit Hormonen voll, gehe körperliche und seelische Risiken ein - vergrößerte Eierstöcke, Thrombosegefahr, Narkoserisiko, Depressionen - um nur ein paar zu nennen - und Du machst einfach NICHTS!?“ Ich beendete den Abend innerlich aufgewühlt. Nach diesem Gespräch sollte das Thema Rauchen erstmal ein paar Wochen ruhen.

Fortsetzung folgt

P.S. Bitte schreibt doch in das Kommentarfeld welche Ausreden Euch schon begegnet sind. Eure Franka

Samstag, 1. Januar 2011

Frohes und fruchtiges Neues Jahr!

Ich wünsche Euch, meinen treuen Leserinnen und Lesern, und Euren Familien ein tolles Neues Jahr 2011. Der gemeinsame Wunsch, im Jahr 2011 endlich ein Kind zu zeugen und gesund auf die Welt zu bringen, verbindet uns. Obwohl dieses Thema uns alle stark beschäftigt und manchmal blockiert, möchte ich Euch bitten auch die schönen Dinge im Leben nicht zu vergessen und das Jahr 2011 zu genießen. Ich werde Euch derweil mit Anekdoten aus meinem Kinderwunsch-geprägten Leben versorgen. Außerdem möchte ich Euch ermutigen, mir Themenwünsche, Kommentare und eigene Erlebnisse zu schicken, damit dieser Blog weiter wächst. Verlinkt Euch mit mir auf Facebook, damit Ihr keine Beiträge verpasst und auch die vielen tollen Kommentare Eurer MitstreiterInnen lesen könnt.

Ich freue mich auf ein spannendes 2011 mit Euch!

Herzlichst
Eure Franka

Blei-Babys

Zu Silvester wird im Hause Fruchtig immer gründlich resümiert. Anhand der tausend geschossenen Digitalfotos, die fast nicht mehr zu administrieren sind, schauen wir uns das vergangene Jahr noch einmal an. Was war gut? Was war schlecht? Den ultimativen Erfolgscheck führen wir mittels moderner Projektmanagementtechnik durch: Zu Beginn eines Jahres schreiben wir unsere Wünsche und Vorhaben auf einen kleinen Zettel. Auf den Zetteln sind zirka fünf Themen vermerkt und nach Wichtigkeit sortiert. Mein Liebster trägt dann ein Jahr lang meine Wünsche in seinem Portemonnaie herum und ich seine Wünsche in meinem. Alle paar Monate schauen wir gegenseitig auf die Zettel; aber spätestens am 1. Januar wird abgerechnet!

Ganz oben auf meinem Zettel für 2010 steht: "Ein Baby zeugen." Alle Wünsche danach, wie "wöchentlich zwei mal Joggen gehen" verblassen ein wenig und werden beim Resümee nur am Rande erwähnt. "Streng genommen haben wir das Vorhaben ein Baby zu zeugen erreicht", sage ich zu meinem Liebsten. "Wir haben sogar vierzehn Babys gezeugt in diesem Jahr! Leider konnte ich aber keines unserer wunderschönen Embryos austragen!" Dabei steigt in mir ein quälender Verdacht hoch. "Ich habe meinen Wunsch ans Universum vielleicht falsch formuliert!?" Zusätzlich verknotet sich mein Magen. "Der Wunsch hätte heißen müssen: "Schwanger werden und ein gesundes Baby zur Welt bringen!", schießt es aus mir heraus. Mein Liebster wirft mir einen fragenden Blick zu, als hätte ich ihm vorgeschlagen, unser gespartes Geld in einen Ufo-Landeplatz zu investieren. Nach ein paar Sekunden scheint er zu verstehen und nickt.

Nach dem wir unsere Zettel für 2011 fertig gestellt (diesmal mit der richtigen Formulierung!) und ausgetauscht haben, steht am Abend noch das traditionelle Bleigießen an. So richtig glaube ich zwar nicht an die 3H (Horoskope, Hellseher und anderer Hokuspokus), aber ich habe das mulmige Gefühl, dass ich ohne Bleigießen eine Chance verpasse, mein Schicksal in die richtige Richtung zu stupsen. Meine Schwester Paff und ihr Freund Lippe sind auch dabei. Geduldig halten wir unsere Löffel mit den Bleifiguren über eine Kerze bis das Metall endlich bei 327,43 °C schmilzt. Lippe lässt sein flüssiges Blei zuerst in das kalte Wasser laufen und es bildet sich in einer Millisekunde ein Eiffelturm. Wir haben keinen Zweifel, dass dies bedeutet, dass er dieses Jahr noch in die Stadt der Liebe reisen wird. Der Blick meiner Schwester lässt keinen Zweifel daran, dass sie mit will!

Daraufhin formt Paff ihre Bleifigur in einen Kometen um, der wohl ihren kometenhaften, beruflichen Aufstieg in 2011 vorhersagt. Das erstarrte Blei von meinem Liebsten ähnelt dagegen einem alten Gewehr mit zwei Läufen und einer spitzen Ladeeinrichtung. Im Stillen hoffe ich, dass er mit dieser Flinte 2011 ins Schwarze trifft; von mir aus auch gerne zweimal! Jetzt bin ich dran. Weil ich nicht warten kann, bis die Kerze endlich ausreichend Hitze erzeugt hat, nehme ich noch ein Feuerzeug zur Hilfe. Endlich schmilzt meine Figur. Bevor ich den Löffelinhalt ins kalte Wasser schütte, halte ich kurz inne und konzentriere mich voll auf meinen Wunsch. "Universum", murmele ich in mich hinein, "ich möchte so gerne ein gesundes Kind zur Welt bringen. Bitte gib mir ein Zeichen, dass Du diesmal meinen Wunsch verstanden hast." Jetzt schaue ich wieder auf mein geschmolzenes Blei und kippe den Löffelinhalt vorsichtig in das Glas. Im ersten Moment erkenne ich die neue Form nicht richtig. Ist da überhaupt eine Figur? Mit meinen Fingern fummele ich aus dem kalten Wasserglas mein Ergebnis und das Omen für 2011 heraus. Jetzt erkenne ich, dass es sich um vier kleine Tröpfchen und einen großen Tropfen handelt. "Der große Tropfen muss die Eizelle sein, die es schafft!", denke ich, bin selig und strahle meine verdatterten Tischnachbarn wortlos und glücklich an.