Samstag, 16. Oktober 2010

Der Transfer

Ich schaue ich fröhlicher in den Tag, als am sechzehnten Tag meines Zyklus aufwache. Die schlechten Nachrichten von gestern habe ich mit meiner bevorzugten Therapie verarbeitet. Ich habe eine Nacht darüber geschlafen. Wir brauchen schließlich nur eine einzige befruchtete Eizelle, um unser Wunschkind zu bekommen. Warum sollte es nicht eine von den hübschen vier sein, welche die Kinderwunschklinik im Brutkasten für mich bereithält? Es ist schon erstaunlich, wie schnell mich ausreichender Schlaf und mein leichtfüßiger Optimismus wieder aufrichten.

Den Termin für meinen Transfer habe ich in die Mittagspause gelegt. Ein Glück, dass die Kinderwunschklinik in der Nähe meines Arbeitsplatzes liegt. Wie machen das bloß die Paare, die aus dem Ausland kommen, die man manchmal in der Klinik antrifft? Oder die Frauen, die Ihre Arbeitszeiten nicht so flexible gestalten können wir ich?

„Ich komme heute zum Transfer.“, erkläre ich der Empfangsdame, und dabei zaubert sich von selbst ein Lächeln auf mein Gesicht.

Für den Transfer gibt es ein eigenes Zimmer in der Kinderwunschklinik. Es ist etwas größer, behaglicher als die anderen Behandlungszimmer und der Gynäkologenstuhl steht mittig im Raum vor einem großen Plasmabildschirm auf dem Videos von schönen Landschaftsaufnahmen gezeigt werden. Ich finde das eher ein bisschen kitschig und muss schmunzeln.

Da kommt auch schon mein sympathischer Doktor herein und macht sich sofort daran mir den Katheter für den Transfer zu legen. „Zwei schöne Exemplare haben wir heute für Sie, Frau Fruchtig!" Ich muss lächeln. Als alles vorbereitet ist, sagt die Assistentin im Labor bescheid. Wenig später kommt eine Labormitarbeiterin hinein und fragt mich: „Wie heißen Sie?“ Feierlich sage ich: „Franka Fruchtig“. Sie übergibt meinem Doktor einem langen, dünnen Schlauch in dem sich wohl die Embryos befinden, die auf dem Namen Fruchtig hören. Der nächste Schritt ist so faszinierend wie einfach. Die Embryonen werden zusammen mit einer Nähflüssigkeit durch den Katheder direkt in meine Gebärmutter geschossen. Am Ultraschall-Bildschirm kann ich mitverfolgen, wie plötzlich ein kleiner weißer Punkt in der Gebärmutter auftaucht. Ein seliger Moment.

Das Labor überprüft kurz, ob die Embryos auch wirklich aus dem Schlauch verschwunden sind. Theoretisch könnten sie im Schlauch hängenbleiben. „Alles in Ordnung.“ ruft die Laborassistentin! Mein Doktor gibt mir die 1:1000-Bilder der Embryos. „Sie haben sich beide schon ein paar Mal geteilt.“, sagt er und drückt mir auch ein neues Rezept in die Hand. Ich bekomme jetzt zum einen Hormone, die ich morgens und abends einnehmen muss, außerdem einen Hormon-Nasenspray und ein Gelbkörperhormon welches vaginal einzuführen ist.

Jetzt lassen uns die Babymacher alleine. Ein wenig Ruhe nach dem Transfer soll die Einnistung begünstigen. Ein gemütlicher Videonachmittag ist also das erste, dass ich unseren Kindern bieten kann. Das Gefühl, das ich habe, ist unbeschreiblich. Es legt sich ganz automatisch ein Schalter um, der mich auf Wolke sieben schickt. Nach ein paar Minuten schwebe ich mit einem Hochgefühl aus der Klinik und grüße alle zum Abschied, als wäre ich Queen Franka.

Als ich am Abend mit meinem Liebsten im Bett liege, schiebt er sachte seine Hand auf meinen Bauch. Die Wärme seiner Hand fließt durch meinen ganzen Körper und verströmt so viel väterliche Liebe, dass ich mir eine kleine Träne verdrücken muss. Egal was wird, in diesem Moment sind wir schwanger und in meinem Bauch sind unsere Kinder!

(Forsetzung: Nidationsblutung?)

4 Kommentare:

  1. Der letzte Satz treibt mir die Tränen in die Augen. Ich stimuliere gerade für unseren fünften Versuch, Kryos nicht mitgezählt. Und trotzdem immer wieder Hoffnung, ohne würde es auch gar nicht gehen.

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  2. Ja ich hatte auch Tränen in den Augen....
    Der Transfer ist auch sehr aufregend....habe mich tierisch über die Bilder der Eizellen gefreut...Nach dem Transfer fühlt man sich wirklich wie eine Queen ;) da hast du recht!!!

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  3. Habe grade heute meinen Transfer hinter mir! Und es war tatsächlich so, wie ich es vorher hier gelesen habe! Ein ganz toller Blog, ganz herzlichen Dank dafür!

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  4. so ging es mir auch nach dem transfer, habe auch gerade tränen in den augen muss noch eine woche bis zum BT warten.

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