Freitag, 8. Oktober 2010

Der zweite Ultraschall

Heute ist mein achter Zyklustag. Ich sitze früh morgens im Wartezimmer der Kinderwunschklinik - natürlich wieder vor der Arbeit. Die Termine häufen sich und ich kann mir ja nicht immer frei nehmen. Was sollte ich meinem Chef auch sagen? Ich hab Zahnweh, ich habe Bauchweh, ich muss auf 'ne Beerdigung, ich war schon wieder beim Zahnarzt? Das glaubt er mir nicht, denn ich bin sonst nie krank. Er würde denken, dass ich verschlafen habe oder dass ich einfach was Besseres zu tun habe als zu arbeiten. Das kann sich keiner leisten.

Heute dauert es ein bisschen. Viele Wartende sitzen um mich herum. Zwangsläufig schaue ich mir die Paare an und frage mich: "Liegt es an ihm oder an ihr?" Ich schäme mich für den Gedanken. Das Gleiche werden sich die Paare bei mir fragen. Ich senke also meinen Blick und schaue wieder tief in die Gala. Mir stechen besonders die glücklichen Gesichter von John Travolta und Kelly Preston ins Auge. Kelly ist 48 Jahre alt und gebährt in wenigen Wochen ein Kind. Wahnsinn! Die ist ja noch zehn Jahre älter als ich!

Als ich mir gerade etwas zu Trinken nehmen will werde ich aufgerufen. Der Doktor geht mit einem "Dann wollen wir doch mal schauen!" beherzt ans Werk. Auf dem Monitor des Ultraschallgerätes verfolge ich alles mit. An meinem linken Eierstock haben sich 5 Follikel gebildet. Am rechten sind es 6. Jeder Follikel ist circa 7-9 mm groß. Das scheint in Ordnung zu sein. Außerdem prüft er den Aufbau meiner Gebärmutterschleimhaut. Die findet er vorbildlich. Sie ist 10 mm dick. Dafür bekomme ich ein großes Lob. Das ist das erste Kompliment in meinem Leben für ein inneres Organ. Ich weiß es nicht so recht zu schätzen aber denke: "Egal! Komplimente sind immer gut."

Der Doktor drückt mir ein neues Rezept und einen erweiterten Behandlungsplan in die Hand. Ab sofort muss ich täglich abends eine zusätzliche Spritze setzen, die den vorzeitigen Eisprung verhindert. Er sagt mir, dass die Punktion wahrscheinlich am 14ten Zyklustag stattfinden wird. An dem Tag muss auch mein Mann mitkommen und eine Spermaspende abgeben. Die Assistentin macht mit mir noch mal einen Termin für den dritten Ultraschall am elften Zyklustag aus und entlässt mich. In der Apotheke gegenüber, gebe ich mein letztes Taschengeld für die neuen Spritzen aus. Immerhin gibt es eine Tüte Lakritz und ein paar Augencremeproben gratis dazu.

(Fortsetzung: Der dritte Ultraschall)

1 Kommentar:

  1. Liebe Franka,

    ich finde deinen Blog sehr interessant und spannend. Es tut gut Menschen zu finden, die sich in der gleichen Lage befinden wie man selbst. Das fehlt mir momentan enorm. Bin schon gespannt auf deine nächsten Beiträge...

    lg missy

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